Nordfriesland Museum. Nissenhaus

 

Vom Bahnhof Husum kommend ist das Nordfriesland Museum. Nissenhaus zu Fuß in etwa 5 Minuten zu erreichen. Aber auch für diejenigen, die mit dem Auto anreisen, ist gesorgt: Es gibt einen kleinen Parkplatz hinter dem Museum. Die Fahrradfahrer können ihr Rad an den Fahrradständern vor dem Museum abstellen.

Das Nissenhaus selber gehört zu den größeren Museen in Nordfriesland. Man sollte für den Besuch etwa 2-3 Stunden einplanen, je nachdem ob man sich die Sonderausstellung ebenfalls ansieht oder nicht.

Ludwig Nissen wurde 1855 in Husum geboren und wanderte mit nur sechzehn Jahren nach Amerika aus. Dort machte er sich einen Namen im Diamantengeschäft und kam so zu Ruhm und Reichtum. Im Laufe seines Lebens sammelte er Kunst und verfügte in seinem Testament darüber, dass ein Großteil seines Erbes an seine Heimatstadt Husum vermacht werden solle. Diese sollte ein „Volkshaus“ bauen, das ein Museum, sowie weitere Räume für die literarische und wissenschaftliche Auseinandersetzung der Bevölkerung  beherbergt. 1937 war es soweit und das Nissenhaus wurde eröffnet. Heute findet man im Nissenhaus neben dem Nordfriesland Museum auch die Bibliothek der Stadt Husum und einen Vortragsraum.

Wenn man das Gebäude betritt, fällt einem zunächst die Rotunde, eine kreisförmige Eingangshalle, auf, in der einige Skulpturen ausgestellt werden. Rechts geht es ins Museum und man befindet sich sofort in einem der wohl spannendsten Themen der nordfriesischen Geschichte: Rungholt. Rungholt war ein Gebiet, das sich zwischen der Halbinsel Nordstrand, der Insel Pellworm und der Hallig Südfall befunden haben muss. 1362 ging das Gebiet währen der „Großen Mandränke“, einer verheerenden Sturmflut, unter.

Passend zum Themenbereich Rungholt, in dem u.a. zwei Schädel von Rungholts Bewohnern zu sehen sind, geht der nächste Teil der Ausstellung auf verschiedene Sturmfluten ein, erklärt die Entstehung von Ebbe und Flut und klärt einige meteorologische Begriffe. Anschließend kann man sich dem Deichbau widmen. Wie veränderte sich die Bauweise der Deiche über die Jahrhunderte? Wie beendet man eigentlich den Bau eines Deichs? Warum ist der Querschnitt eines Deichs nicht symmetrisch? Diese und andere Fragen werden in dieser Abteilung der Ausstellung beantwortet.

Das Nordfriesland Museum widmet sich vor allem dem Leben in Nordfriesland. Da sich das Klima im Süden Nordfrieslands von dem auf den Inseln und im Norden des Kreises unterscheidet, gibt es auch verschiedene Formen des Hausbaus. Die verschiedenen Häuser, wie zum Beispiel Haubarge, wie sie auf Eiderstedt typisch sind, werden in großen Modellen dargestellt. Neben der typischen Sonntagstracht der Föhrer, kann man sich auch die „Föhrer Stube“ ansehen.

Das nächste Geschoss wir dem Leben auf den Halligen und der Auswandererpersönlichkeit Ludwig Nissen gewidmet. Es werden verschiedene Funde von Halligen gezeigt, sowie Fotos der Halligen zum Beispiel nach starken Stürmen. Außerdem gibt es hier ein großes Modell des Eidersperrwerks, das Teile der Halbinsel Eiderstedt vor Sturmfluten schützen soll.

Da das Nissenhaus von dem Diamantenhändler Ludwig Nissen gestiftet wurde, widmet sich ein Teil der Ausstellung auch seiner Person. Hier wird hauptsächlich über seine Auswanderung und seinen Aufstieg im Sinne des American Dream berichtet. Dank seines Diamantengeschäfts konnte der Kunstliebhaber viele verschiedene Kunstgegenstände, wie Gemälde oder eine Samurairüstung, in seinem Haus zeigen. Teile dieser Sammlung werden heute im Nordfriesland Museum ausgestellt.

In diesem Stockwerk wird außerdem immer eine Sonderausstellung gezeigt. Bei meinem Besuch waren es Gemälde von Michael Mattern, der in seinen Bildern Konstruktionszeichnungen verschiedener technischer Geräte verarbeitet. Die Sonderausstellungen werden immer durch einen Film komplettiert, der meist von den Künstler*innen gestellt wird.

Für die naturkundlich interessierten Besucher bietet das Museum zudem eine kleine Ausstellung. Hier werden vor allem verschiedene Vögel und andere Tiere vor- und ausgestellt. Die kleine Robbe darf sogar gestreichelt werden. In Zukunft soll das Museum außerdem um einen Bereich über die Husumer Stadtgeschichte erweitert werden.

Natürlich kann man das Museum auf eigene Faust erkunden, es gibt aber auch an jedem 3. Samstag im Monat eine öffentliche Führung durch das Museum. Für Schulklassen oder größere Gruppen können außerdem Führungen extra gebucht werden. Auch der nächste Kindergeburtstag kann im Nordfriesland Museum gefeiert werden. Für all diejenigen, die sich auch außerhalb der Öffnungszeiten über den Küstenschutz informieren wollen und gerne draußen spazieren oder Fahrrad fahren, hat das Nordfriesland Museum gemeinsam mit der Stadt Husum und dem Land Schleswig-Holstein eine Küstenschutzroute entwickelt. Diese zieht sich über ca. 4km vom Nissenhaus bis zum Dockkoog. Auf der Strecke sind verschiedene Stelen angebracht, die über den Küstenschutz informieren. Zusätzlich gibt es für die Küstenschutzroute auch eine App.

Adresse

Nissenhaus
Herzog-Adolf-Straße 25
25813 Husum

Kontakt

Telefon: 04841 2545
E-Mail: info@museumsverbund-nordfriesland.de

https://www.museumsverbund-nordfriesland.de/museumsverbund/de/

Öffnungszeiten
Di. – So. 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr (ganzjährig)

Besonders als zugezogene Nordfriesin finde ich das Museum sehr interessant. In anderen Teilen Deutschlands kennt man das Leben an und mit der Nordsee nicht. Außerdem finde ich, dass es dem Kurator der Ausstellung sehr gut gelungen ist, die Ausstellung für Kinder, aber auch für Erwachsene interessant zu gestalten. Die Kleinen können zum Beispiel eine Robbe streicheln, die Scherben eines Tonkrugs von Rungholt wieder zusammensetzen oder einfach auf dem Wasserspielplatz im Außenbereich des Museums toben. Trotzdem wirkt die Ausstellung nicht oberflächlich.

Mir hat auch gut gefallen, dass an der Wand große Infotafeln hängen, die dem Besucher einen groben Überblick über das Thema geben und den Text sowohl auf Deutsch, wie auch auf Englisch zeigen. Wenn man sich tiefergehend informieren möchte, kann man dies mithilfe von weiteren, jedoch nur deutschen, Infotexten direkt an den Exponaten tun.

Carolin Vogt